Nach dem Katastrophenstart und den überfälligen Entlassungen von Torsten Ziegner und Ralf Heskamp war beim MSV Duisburg nach dem ersten Saisonsieg gegen die SpVgg. Unterhaching am Samstag wieder Hoffnung zu spüren. Die Fans demonstrierten ihren Rückhalt, drei Tage später war die leichte Aufbruchstimmung nach der Pokal-Blamage beim KFC Uerdingen (0:1 nach Verlängerung) wieder komplett dahin.
Von Boris Schommers konnte man wahrlich keine Wunderdinge erwarten. Wie auch, der neue MSV-Trainer war vor dem Spiel erst zwei Tage im Amt. Und doch schleppt der 44-Jährige durch das Aus im Pokal innerhalb kürzester Zeit schon jetzt einen schweren Rucksack mit sich herum.
Im Nachhinein ist das immer leicht zu sagen und hätte der MSV die nächste Runde erreicht, würde die Diskussion nicht entfachen. Aber: Die Zebras hätten in der Grotenburg noch einmal auf Engin Vural setzen und den neuen Trainer erst danach vorstellen sollen. Zeit genug, die Mannschaft auf das Bielefeld-Spiel am 21. Oktober vorzubereiten, wäre auch so gewesen.
Die Umstellungen des U19-Trainers trugen gerade ihre Früchte. Schommers nahm direkt wieder sechs Wechsel vor, die teilweise auch notgedrungen waren. Dass dem MSV ohne den bei der Nationalmannschaft weilenden Caspar Jander, einem 20-Jährigen, jeglicher Spielwitz fehlte, sagt zudem einiges aus.
Präsident Ingo Wald gab bei der Trainersuche nicht die glücklichste Figur ab. Erst schenkte er Vural das Vertrauen und stellte früh klar, dass er sich wünsche, der 38-Jährige würde seine Chance nutzen, um vielleicht zur Dauerlösung zu werden, um dann zu einem ungünstigen Zeitpunkt Schommers überraschend aus dem Hut zu zaubern.
Vural hätte es verdient gehabt, zumindest dieses eine Spiel weiterzumachen. Seine Gefühlslage nach der Rückversetzung in die A-Jugend, ein Mix aus Stolz und Enttäuschung, ist nachvollziehbar. Genauso wie die Tatsache, dass die Meidericher den im Profigeschäft unerfahrenen Jugendtrainer im Falle einer Fortführung der Krise nicht „verbrennen“ wollten und stattdessen auf externe Impulse setzten.
Schommers wird von vielen Fans durch seine Zeit in Kaiserslautern kritisch gesehen. Der 44-Jährige hat einen analytischen Eindruck hinterlassen, der Einstand war unglücklich. Jetzt muss er zeigen, dass seine Ernennung die richtige Entscheidung war.